KREATIVE BERATUNGSMETHODE
Die Methode „Rund oder Eckig“ ist eine von FALLNER & POHL (2005:164) adaptierte Methode für die Coachingpraxis, die in der Einzelarbeit, aber auch mit Gruppen immer dann eingesetzt werden kann, wenn eine fokussierte und visuelle Rückmeldung auf positive (rund) und negative (eckig) Entwicklungen eingeholt werden soll.
Sie eröffnet einen niedrigschwelligen Einstieg für in Coaching, Beratung und Teamwork, um die mit dem jeweiligen Anliegen verknüpften Befindlichkeiten zu visualisieren, zu sortieren und in Klärungsprozesse einzusteigen.
Die Methode eignet sich auch gut für den Einsatz in
interkulturellen Arbeitssettings, da das Prinzip von rund und eckig ein in der Natur (z.B. runde Flusskiesel versus scharfkantige Steine) vorkommendes ist und damit ein allgemeingültiges universelles Verständnis einhergeht. Dieses Verständnis unterstützt das assoziative Arbeiten mit dem Konzept von rund und eckig.
Filmische Impulse für den Einsatz von "Rund & Eckig"
ONSITE CHECKLISTE
- Runde und eckige Moderationskarten
- Stifte, Pinnadeln, ggfs. Kreppband
- Moderationsboard oder einfach eine Wand, wo die Karten angeheftet werden können
- Flipcharts mit Anleitung
VORGEHEN
Benötigt werden runde und eckige Moderationskarten und Stifte. Die Coachees bzw. die Teambeteiligten werden mit Leitfragen, z.B. „Was läuft bei mir gerade rund (in meiner jetzigen Situation, in der Zusammenarbeit mit anderen, etc.), was eckig?“ eingeladen, sich auf den Prozess einzulassen und ihre Anliegen zu thematisieren.
Durch das Schreiben auf Karten fokussieren sich die Coachees auf die inhaltlichen Themen und ordnen ihnen intuitiv runde (positive) oder eckige (negative) Formen zu. Mitunter werden von den Beteiligten auch bestimmte Farben ausgewählt und emotional interpretiert.
Gibt es Themen, die sich eher im neutralen Gefühlsbereich verankern lassen, dann folgt die Einladung, sich eine andere Kartenform zu wählen und diese für „dazwischen“ auszuwählen. Sollte der Moderationskoffer einmal nicht genug runde und eckige Formen hergeben, dann können die beschrifteten Karten mit Kreisen oder Rechtecken markiert werden.

ONSITE SETTING
Sowohl im Präsenz-Coaching als auch in interaktiver Gruppenzusammenarbeit lässt sich das Prinzip dieser Methode gut einbinden. Mit Hilfe von runden und eckigen Moderationskarten und Metaplan oder Pinnwänden werden die Teilnehmenden eingeladen, mit Hilfe einer Leitfrage über ihre aktuellen Themen und Befindlichkeiten zu reflektieren. Die Anleitung zur Reflexion startet mit einem individuellen Brainstorming.
In Gruppenkontexten kann das Brainstorming auch in Kleingruppen zum Austausch einladen. Wichtig: Am Ende des Brainstormings werden alle Karten visualisiert, indem sie für alle Beteiligten sichtbar an die Moderationswand gepinnt und besprochen werden.
ONLINE- SETTING
Auch im online-gestützten Coaching lässt sich das Prinzip dieser Methode gut einbinden. Durch ein gestaltetes und mit einer Leitfrage vorbereitetes digitales Whiteboard können Coachee und Coach sich interaktiv begegnen, indem beide Zugriffe auf das Whiteboard haben und die jeweiligen Texteingaben gemeinsam gesehen und besprochen werden können.
Je nach eingesetzter Software, können auch digitale Moderationskarten oder Chat- bzw. Hinweisboxen mit rund oder eckig beschriftet werden und im digitalen Coachingsetting eingebunden werden.
Auch in Teamkontexten ist ein digitaler Einsatz möglich. Mittels geteilter Whiteboards und Breakout-Sessions können die Teambeteiligten ihre runden und eckigen Beiträge sammeln und visualisieren und per Screen-Sharing die digitalen Whiteboards teilen.
EINSATZ IN INTERKULTURELLEN HANDLUNGSFELDERN
In Arbeitssettings mit internationalen Teilnehmenden ebnet eine kurze Erklärung, dass die Begrifflichkeiten „rund“ und „eckig“ sich mit ihren Bedeutungsinterpretationen positiv und negativ in unserem Sprachgebrauch eingebürgert haben, den Weg in den Dialog.
Dabei unterstützt die Methode eine mehrperspektivische, kulturreflexive (NAZARKIEWICZ 2016) Herangehensweise, die Coach und Coachee ermöglicht, ein gemeinsames Verständnis von rund und eckig im Kontext des jeweiligen Themas zu entwickeln und sich auf dieser Ebene in der Arbeit an den Themen zu begegnen.
FIELDGUIDE
ZIELSETZUNG, MEHRWERTE, EFFEKTE
Durch das Schreiben auf runde und eckige (digitale) Moderationskarten, werden die „eckig“ oder „negativ“ empfundenen Anteile sichtbar und aussprechbar, während die „runden“ oder „positiven“ Anteile gewürdigt werden können. Die Begleitung des bzw. der Coach beim gemeinsamen Auslegen oder Anpinnen der Karten an eine Moderationswand öffnet das Gespräch und lädt zum Reflektieren ein.
Die damit verbundene Dynamik der Bewegung von Coach und Coachee im Raum entlastet und die Visualisierung an der Moderationswand oder auf dem Boden schafft perspektivisch eine Metaebene, aus der die Coachees bzw. Teammitglieder sich ihren Themen noch einmal neu annähern können. Auch im digitalen Raum liegt der Fokus auf den „runden“ und „eckigen“ Beiträgen und ermöglicht einen mehrdimensionalen Zugang und bietet Klärungshilfe zu den jeweiligen Anliegen.
Aus den gesammelten Themen lassen sich dann Cluster entwickeln, die eine Grundlage für die nächsten Schritte im Coaching bieten können. Über diesen Zugang können auch mögliche anfängliche Unsicherheiten von Studienzweifelnden im Coachingprozess nivelliert werden, und den mit dem Thema „Zweifeln“ verbundenen Stress reduzieren. Darüber hinaus werden häufig im Prozess des Austausches „blinde Flecken“ oder Denkblockaden sichtbar, die als Ausdruck der unterschwelligen inneren Belastung interpretiert werden können (LAHNINGER 1998:187).
Quellen
- Fallner, Heinrich, Pohl, Michael (2005): Coaching mit System. Die Kunst nachhaltiger Beratung. 2. überarb. Aufl. Wiesbaden.
- Lahninger, Paul (1998): Leiten, Präsentieren, Moderieren. Arbeits- und Methodenbuch für Teamentwicklung und qualifizierte Aus- & Weiterbildung. Münster.